Der Kreuzbandriss ist beim Hund sehr selten traumatisch bedingt. In fast allen Fällen ist der Riss des vorderen Kreuzbandes durch fortschreitende Degeneration bedingt. Das vordere Kreuzband verhindert ein nach hinten gleiten des Oberschenkels. Häufig sind mittlere bis große Hunde betroffen, aber auch zunehmend werden kleine Rassen in der Praxis vorstellig. Das instabile Knie und die damit verbundene Entzündung führen zu einer hochgradigen Lahmheit. In schweren Fällen kann auch der innere Meniskus geschädigt werden. Wenn das Kreuzband nur angerissen ist, zeigt der Hund oft nur eine minimale Lahmheit und wird dadurch kaum erkannt. Bei vielen Hunden ist die Lahmheit chronisch immer wieder auftretend, bis es schlussendlich zum kompletten Riss kommt. Das Gelenk ist daraufhin verdickt, mehr oder weniger gefüllt und deutlich wärmer als die andere Seite.
Die Diagnose erfolgt über eine Gangbildanalyse und eines sogenannten Schubladentests. In der Gangbildanalyse zeigt der Hund eine mittel- bis hochgradige Lahmheit an der betroffenen Gliedmaße bis hin zur kompletten Entlastung. Danach folgt das Abtasten zunächst im Stand um die Gelenkfüllung zu erfühlen. In der Seitenlage wird das Gelenk nun gebeugt und gestreckt um eine mögliche Schmerzhaftigkeit zu erkennen. Darauf folgt der Schubladentest, bei dem der Oberschenkel fixiert wird und der Unterschenkel parallel nach vorne verschoben wird. Hier darf bei einem gesunden Knie keine Bewegung sichtbar werden. Wenn der Unterschenkel sich aber nach vorne schieben lässt, ist dies ein sicheres Zeichen für den Riss des vorderen Kreuzbandes.
Die Therapiemöglichkeiten sind sehr unterschiedlich. Bei sehr kleinen Hunden oder Katzen kann eine konservative Behandlung, sprich ohne OP, versucht werden. Bei mittelgroßen bis großen Hunden ist eine OP empfohlen. Auch hier gibt es Unterschiedliche Herangehensweisen. Es werden über 50 Operationsmethoden beschrieben. Im nachfolgenden werden nur die 3 gängigsten Methoden hier in der Region erläutert.
Intraartikuläre Stabilisierung
Bei Hunden bis 20/25 kg Körpergewicht wird oft ein Bandersatz gewählt. Hier ist es möglich, eine Körpereigene Faszie zu verwenden oder ein synthetisches Material. Beides wird mit einer Achtertour um das Kniegelenk gelegt und festgezogen. Bei dieser Methode ist das Knie direkt nach der OP relativ stabil.
TPLO (Tibial Plateau Levelling Osteotomy)
Bei der TPLO wird die Gelenkbiomechanik verändert. Hier wird das Unterschenkelplatou so rotiert, das der hintere Teil weiter oben zu liegen kommt. Damit wird ein nach hinten gleiten des Oberschenkel vermieden. Das abgesägte routierte Plateau wird mit einer Platte und Schrauben fixiert. Die umliegende Muskulatur trägt zusätzlich zur Stabilisation bei. Die postoperativen Komplikationen beruhen auf der Veränderung der Biomechanik im Gelenk. Besonders das Kniescheibenband ist davon betroffen. Es kann in den ersten 4 Wochen zu einer Entzündung in diesem Bereich kommen. Das Band ist beim Abtasten locker und oft schmerzhaft. Während der Rehaphase ist es zu vermeiden das Knie in der Standphase stark zu beugen um das Kniescheibenband nicht zu stark zu belasten. Besonders Sprünge, Rennen und Treppensteigen sind mit starker Belastung verbunden und daher möglichst zu meiden. Erst nach 4-6 Wochen kann mit der Belastung gesteigert werden. Bis dahin ist auch mit der aktiven Therapie Vorsicht geboten. Man sollte unbedingt z.B. Laufen im tiefen Untergrund, Sitz- und Stehübungen und Tanzen vermeiden. Nach der OP kann mit passiver Bewegung, Kälte und langsamen, kontrollierten Spaziergängen begonnen werden. Nach dem Fäden ziehen empfiehlt sich Wassertherapie, vorzugweise auf einem Unterwasserlaufband, um schnell in die alte Bewegung zurück zu kommen und den Muskelabbau zu stoppen.
TTA (Tibial Tuberosity Advancement)
Wie bei der TPLO wird auch bei der TTA die Biomechanik im Gelenk verändert. Hier wird ein Keil in den vorderen Teil des Schienbeins gesägt um den Ansatz des Kniescheibenbandes zu versetzen. Ein Abstandshalter und eine Platte aus Titan werden dort eingesetzt um das Band in dieser Position zu halten. In den nun entstandenen Spalt wird von Chirurgen Knochenmaterial eingesetzt um die Heilung schneller voran zu treiben. Diese Veränderung bewirkt, das der Oberschenkel beim stehenden Hund durch den Muskel- und Bandzug nicht mehr nach hinten rutsch. Somit ist die Instabilität sofort nach der OP verschwunden. Auch hier gilt in der ersten Zeit nach der OP strengste Ruhighaltung. Nur kurze, langsame Spaziergänge, kein Springen oder Toben und auch Treppen steigen sollte vermieden werden. Wie schon bei der TPLO steht die Wiedererlangung der Gelenkbeweglichkeit im Vordergrund. Erst nach 4-6 Wochen post OP sollte mit der gesteigerten aktiven Bewegung begonnen werden. Bis dahin behandelt man schmerzstillend.
Physiotherapie
Mit der Physiotherapie kann sofort post OP begonnen werden. Jedoch wird von den Tierärzten oft erst nach dem Fäden ziehen empfohlen. In der Rekonvaleszenz Zeit ist vor allem die Schmerzlinderung und das wieder erlangen der Gelenkbeweglichkeit an vorderster Stelle. Hier kommen zuerst Manuelle Techniken wie Massage, Manuele Therapie und passive Bewegung zum Einsatz. Zusätzlich kann zur Einheilung der Implantate und der Schmerzlinderung der Laser oder das MET Stromgerät zum Einsatz kommen.
In der post OP Phase wird begonnen mit aktiver Bewegungstherapie, insbesondere mit dem Unterwasserlaufband, weil man hier unter ständiger Kontrolle den Hund gelenkschonend aufbauen kann. In der späteren Phase arbeitet man zusätzlich stabilisierend mit Balancekissen und Gangschulung um den Hund das richtige Belasten wieder beizubringen. In den ersten Wochen empfiehlt man 2 Mal pro Woche Physiotherapie, dann 1 Mal und später alle zwei Wochen um die optimale Genesung zu erreichen.